Erika Harding

Lebensberaterin, Counsellor, Seelsorgerin

Trauern ja, aber bitte nur im Stillen!

Wie sagt man so schön: „die Zeit heilt alle Wunden“, oder „das wird schon wieder“, oder „jetzt musst du stark sein“.  Wollen wir das wirklich hören, wenn wir trauern?

 

Zeit unseres Lebens sind wir mit Verlusterfahrungen konfrontiert. Wir verabschieden uns vom Kind sein, Freundinnen/Freunde kommen und gehen, ein langgehegter Traum zerplatzt wie ein Ballon, die erhoffte Karriere entwickelt sich ganz anders, als geplant, eine Beziehung geht zu Ende, der Kinderwunsch bleibt unerfüllt, die langjährige Berufslaufbahn weicht der Pension.

 

All diese Ereignisse machen uns traurig und erfordern, im besten Falle, dass wir uns bewusst verabschieden und loslassen.

 

Ganz anders ist die Situation, wenn ein geliebter Mensch stirbt.  Nichts ist mit diesem Schmerz vergleichbar. Es ist schwer in Worte zu fassen, wie sich dieser Verlust anfühlt.

 

Trauer drückt sich auf unterschiedlichste Weise aus und es ist wichtig zu wissen, dass es kein richtig oder falsch gibt. Sie bringt unser Gefühlsleben durcheinander, kann uns körperlich beeinträchtigen, Schmerzen verursachen und uns dadurch schwer verunsichern.

Trauerphasen kennen und verstehen.

 

Das fünf Stufen Modell der Trauer wurde von Elisabeth Kübler-Ross, einer Schweizer Psychiaterin entwickelt und ist seither als allgemeine Denkweise anerkannt.

 

Die fünf Phasen sind nützlich, um einige der verschiedenen Reaktionen auf einen Todesfall zu verstehen und diese sind:

 

  • Verleugnung
  • Wut
  • Feilschen und verhandeln
  • Depression
  • Akzeptanz

Desorganisation, Schuldgefühle und Angst tauchen ebenfalls im Trauerprozess auf.

Verläuft jeder Trauerprozess nach demselben Muster?

 

Wichtig ist, dass jeder Trauerweg einzigartig verläuft.

 

Die fünf Phasen – Verleugnung, Wut, Verhandeln, Depression und Akzeptanz – werden oft so dargestellt, als ob sie der Reihe nach ablaufen und man von einer Phase zur nächsten gelangt.

 

Das kann sein, muss aber nicht.

 

Menschen können diese Stufen der Trauer zu verschiedenen Zeitpunkten erleben und sie treten nicht in einer bestimmten Reihenfolge auf. Es ist auch nicht zwingend, dass sie alle Phasen durchlaufen und möglicherweise haben sie bei verschiedenen Trauerfällen, sogar sehr wahrscheinlich, ganz unterschiedliche Gefühle.

 

Wer oder was hilft durch den Trauerprozess?

 

In Zeiten, in denen wir sprachlos sind, weil wir mit dem Verlust eines geliebten Menschen konfrontiert werden, kann es hilfreich sein, zu wissen, dass wir in dem Gefühlschaos nicht alleine dastehen.

 

Professionelle Berater/innen und Therapeut/innen sind einfühlsame Zuhörer. Sie begleiten Trauernde durch diese schweren Zeiten und helfen traumatische Ereignisse zu verarbeiten.

 

Dazu bedienen sie sich aus ihrem Schatz an Erfahrungen und sind an deren Seite, wenn es einmal nicht mehr weitergeht.

 

Wenn du also zu den Menschen gehörst, die daran glauben, dass „die Zeit alle Wunden heilt“ oder „dass es schon wieder wird“, dann sei versichert: das stimmt nicht. Gib der Trauer den Raum, der ihr zusteht. Du trauerst doch, weil du einen geliebten Menschen verloren hast und zeigst dadurch, wie wichtig und wertvoll sie oder er in deinem Leben war.

 

Darum finde ich folgenden Vers viel passender, als alle oben erwähnten:

„Der einzige Weg aus der Trauer hinaus, ist der, durch die Trauer hindurch.“

 

In diesem Sinne, alles Gute und bis bald.

Deine Erika